Waschbär (Procyon lotor L.)
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Seinen Namen verdankt der Waschbär vermutlich einer Fehldeutung von Beobachtungen in Gehegen, wo er häufig Nahrung zur Wasserstelle trägt und sie zwischen den Pfoten im Wasser bewegt. Diese als "Waschen der Nahrung" interpretierte Verhaltensweise tritt jedoch nur in Gefangenschaft auf und ist eine Ersatzhandlung für die in Gefangenschaft nicht mögliche Nahrungssuche im Wasser.
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Herkunft und Zuwanderung
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Waschbären stammen aus Nordamerika und wurden als Pelztiere nach Deutschland eingeführt. Da die Waschbären vom Menschen zu uns gebracht worden sind und sich fest etabliert haben, werden sie den Neozoen (aus dem Griechischen mit der Bedeutung "Neutier") zugeordnet.
Erste Waschbäransiedlungen fanden im westlichen Teil Deutschlands zwischen 1934 und 1942 statt (Raum Wuppertal/ Arnsberger Wald, Edersee in Hessen). Diese Tiere waren wahrscheinlich aus Wildgehegen entwichen oder wurden ausgesetzt und breiteten sich vermutlich nach Norden und Westen aus.
In Ostdeutschland entwickelte sich ein eigenständiger Teilbestand infolge einer Gehegeauflösung in Strausberg bei Berlin im Jahr 1945.
Die Besiedlung erfolgte von Norden nach Süden. Die erste gesicherte Waschbärenmeldung in Süddeutschland stammt von 1960 aus dem Kreis Ludwigsburg.
1960 gab es in der BRD etwa 1000 Waschbären auf 5000 km², in der DDR 400 Stück.
Verbreitung des Waschbären in Europa
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Lebensraum, Lebensweise und Feinde
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Der Waschbär ist ein Kulturfolger, dem es gelungen ist, in städtische Gebiete vorzudringen und diese als Lebensraum zu nutzen. Er bevorzugt dabei waldnahe Stadtrandgebiete mit einem hohen Grünflächenanteil.
Waschbären sind nachtaktiv und somit nur schwer zu beobachten. Tagsüber halten sie sich in Höhlungen aller Art verborgen. Der Waschbär kann leicht mit einem anderen deutschen "Neubürger", dem aus Ostasien stammenden Marderhund, verwechselt werden.
In der Tierwelt hat der erwachsene Waschbär bei uns mit Ausnahme des nur vereinzelt vorkommenden Uhus keine Feinde mehr; viele Tiere fallen jedoch dem Straßenverkehr zum Opfer oder werden gefangen oder geschossen. Jungtiere können vom Fuchs oder von Mardern erbeutet werden.
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Ernährung
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Waschbären ernähren sich von Obst, Nüssen, Getreide, Insekten, Eiern, Fischen und Mäusen. In Siedlungen plündern sie auch schon mal Müllsäcke oder Komposthaufen.
Untersuchungen des Mageninhalts haben ergeben, dass im Frühjahr besonders viele Vögel, im Sommer besonders viele Würmer und im Herbst hauptsächlich Pflanzen gefressen werden. Im Winter stehen mehr Säugetiere auf dem Speiseplan.
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Fortpflanzung
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In der Brunftzeit (in Nordamerika) zwischen Januar und März paart sich das Männchen mit mehreren Weibchen, jedes Weibchen jedoch nur mit einem Männchen. Manchmal kommt es auch zu einer vorübergehenden Paarbildung.
65 Tage nach der Begattung bringt das Weibchen in seiner Schlafhöhle (meist in einem hohlen Baum) ein bis sieben (durchschnittlich 2,5 bis 3,5) Junge zur Welt. Die Welpen sind bei der Geburt blind und mit einem gelblichen Flaum dicht bedeckt. Nach 13 Tagen öffnen sie erstmals die Ohren, nach 22 Tagen die Augen. Im Alter von fünf bis sechs Wochen verlassen die Jungen zum ersten Mal das Nest und mit zehn Wochen begleiten sie die Mutter auf der Nahrungssuche. Mit vier Monaten werden die Jungen entwöhnt.
Die Männchen werden mit zwei Jahren geschlechtsreif, die Weibchen können schon Ende des ersten Jahres Junge gebären. Im Winter bleiben Waschbären aktiv (solange die Temperaturen nicht zu tief fallen). Phasen sehr tiefer Temperaturen verbringen sie oft schlafend, ohne Nahrung aufzunehmen, setzen ihren Herzschlag jedoch nicht herab.
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Quellen
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nach Grzimek´s Tierleben, Band 3 Säugetiere, www.gwn.de, letzter Zugriff 29.6.2006 22:45 Uhr
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