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Gewässer in der Normallandschaft - Feldbäche
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Bäche in der Agrarlandschaft - ein Lebensraum in der Klemme
Besonders kleinere Fliessgewässer in der Agrarlandschaft des Flach- und Hügellandes sind durch zum Teil intensive Bewirtschaftung angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen, vor allem durch ackerbauliche Nutzung, stark negativ beeinflusst.
Ein kleiner Einblick in die Problematik - für Nachdenklichkeit oder Schärfung von Problembewusstsein.
Für die größere Bildansicht - bitte das entsprechende Foto anklicken.

Charakterisierung
- Struktur -

Diese Fliessgewässer im Bereich des Tief- und Hügellandes bis ca. 5 Meter Breite können als sommerwarme Tieflandbäche bezeichnet werden. Charakteristisch für natürliche Verhältnisse sind die mäßige bis geringe Fließgeschwindigkeit und das überwiegend sandige und schlammige Substrat sowie ein meist stärker mäandrierender Verlauf mit Prall- und Gleitufern.

Stärker beeinträchtigte, jedoch noch naturnahe Gewässer weisen oft einen gestreckten bis geradlinigen oder einen festgelegten geschwungenen Verlauf auf. In unterschiedlicher Intensität sind die Böschungsfüße gesichert oder ist das Regelprofil ausgebaut. Ein bis zur letzten Konsequenz ausgebauter und in ein "Korsett" gezwungener Bach ist nur noch ein dienender Graben. Schlimmstenfalls wurden kleine Gewässer über längere Strecken komplett in Rohrleitungen verlegt.


Naturbelassener mäandrierender Bach, Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland


Begradigter Bach mit naturnahen Uferbereichen, Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland

Gebänderter Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris), Foto im Elbsandsteingebirge


Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Foto in der Oberlausitz

Charakterisierung
- Pflanzen und Tiere -

Die Wasser- und Ufervegetation ist regional natürlich sehr unterschiedlich. Typisch sind jedoch eine Wasservegetation oder Fragmente davon (Gefäßpflanzen, Moose, Algen) und eine Ufervegetation (z. B. Bäume, Sträucher, Hochstaudenfluren, Röhrichte).

Das Spektrum der möglichen Tierarten, die auf einen Bach als Lebensraum angewiesen sind, ist sehr breit gefächert. Es reicht von mikroskopisch kleinen Wimperntierchen, über Bachflohkrebse, Steinfliegen- und Köcherfliegenlarven, Bachröhrenwürmern, Egeln, Schnecken, Mückenlarven, Wasserkäfern bis zu den Lurchen sowie einigen Fisch- und Vogelarten.

Gesetzlicher Schutz

Natürliche oder naturnahe Bachabschnitte sind in den meisten deutschen Bundesländern nach Naturschutzrecht gesetzlich geschützt.

Gewässerabschnitte mit untergetauchter oder flutender Wasserpflanzenvegetation (Gefäßpflanzen, Wassermoose, Rotalgen), einer im überwiegenden Teil naturnahen Gewässersohlen- und Uferstruktur sowie einer guten Gewässergüte unterliegen der Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union (FFH-Richtlinie) und werden dem Lebensraumtyp (LRT) 3260 zugeordnet.

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie legt den rechtlichen Rahmen für die Wasserpolitik innerhalb der Europäischen Gemeinschaft fest. Kernpunkt ist, dass bis 2015 der gute Zustand für die Gewässer erreicht werden soll. Für die Wasserkörper, die den guten Zustand nicht erreichen (können), sind dann verbindliche Maßnahmenprogramme zu entwickeln.

Gefährdung

Der Eintrag von Dünger aus der Landwirtschaft (vor allem angrenzender Äcker oder auch Wiesen und Weiden), von Chemikalien (z. B. sog. Pflanzenschutzmittel wie Herbizide, Insektizide) sowie das Einspülen von Ackerboden (Feinerde und Humus) führen zu einer Belastung der Gewässer.

Der Gewässerausbau durch Begradigung, Vertiefung, Ufer- und Sohlenbefestigung und / oder Abholzung der Bäume am Ufer beeinflusst den Lebensraum Bach unmittelbar negativ. Bedeutsame Strukturen, wie Wurzelhöhlen am Ufer, kleinere Inseln, Verengungen, örtliche Vertiefungen oder flachere Bereiche fehlen infolgedessen.

Auch kleinere Bäche können zu gefährlichen (Hoch)Wasserbeschleunigungsrinnen werden.


Stoffeintrag vom Acker über eine Böschung, Foto in einem Nebental der Zschopau (Sachsen)


Verrohrter Bachverlauf auf einem Acker, bei Starkregen wird das ehemalige Bachbett zur Abflußrinne, Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland

Renaturierter Bachabschnitt, Foto bei Grumbach (Sachsen)


Wie lange wird es dauern, bis eine Renaturierung solch ein Bild zeigt? - Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland

Sicherung ökologischer Funktionsfähigkeit
- Erhaltung und Verbesserung -

Die beste Möglichkeit, die ökologische Funktionsfähigkeit eines Fliessgewässers dauerhaft zu sichern, ist ein wirksamer Schutz bzw. eine verträgliche Nutzung entsprechender Bäche. Dazu können die gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, am effektivsten unter entsprechender Einbindung der Landnutzer.

Eine Verminderung des Stoffeintrags lässt sich durch Anlage von Gewässerrandstreifen erreichen. Eine übliche Breite sind mindestens fünf, besser zehn oder mehr Meter landseits der Böschungsoberkante bzw. der Linie des mittleren Hochwasserstands.


Hochwasser fließt in einem mäandrierenden Bachbett beruhigt und langsam ab, das ist vorbeugender Hochwasserschutz, Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland


Begradigter Bach zur Schneeschmelze, dieses Gewässer wird zur gefährlichen Wasserbeschleunigungsrinne, Foto im sächsischen Mulde-Lößhügelland

Sicherung ökologischer Funktionsfähigkeit
- Wiederherstellung -

Von einer Renaturierung oder Wiederherstellung naturnaher Bachabschnitte spricht man, wenn ein naturfernes, ausgebautes Gewässer wieder in einen naturnäheren Zustand zurückgeführt wird.

Größere Baumaßnahmen sind erforderlich, wenn Ufersicherungen rückgebaut werden oder Uferbereiche abgeflacht bzw. das Bachbett aufgeweitet wird.

Durch Initialmaßnahmen kann die Selbstregulationsfähigkeit genutzt werden. Durch das Einbringen von z. B. größeren Steinen oder Holz können sich Untiefen, Flachwasserzonen oder ähnliches entwickeln.

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Textliche Bearbeitung von Ulrich Klausnitzer © 2008-2009, 2011