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Buchbesprechung Bundesamt für Naturschutz
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Vorgestellt wird hier das Heft 56 der Schriftenreihe „Naturschutz und Biologische Vielfalt“

Bewertung „ökologischer Schäden“ infolge des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in der Landwirtschaft

Ingo Kowarik, Robert Bartz und Ulrich Heink
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Die europäische Freisetzungsrichtline 2001/18/EG, die europäische Verordnung 1829/2003 sowie das deutsche Gentechnikgesetz regeln den Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO). Demnach muss vor Erteilung einer Genehmigung eine Umweltrisikoprüfung durchgeführt werden. Während des Anbaus ist ein Monitoring der Umweltwirkungen der GVO gesetzlich vorgeschrieben. Um Schäden an der Natur im Rahmen der Umweltrisikoprüfung und beim Monitoring verlässlich zu bestimmen, muss jedoch zunächst in verbindlicher Form definiert werden, was unter solchen Schäden zu verstehen ist. Weiterhin muss ein standardisiertes Verfahren zur Bewertung von Schäden zur Verfügung stehen.

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind dadurch gekennzeichnet, dass deren Erbanlagen (um bestimmte Eigenschaften zu vermitteln) gezielt mittels gentechnischer Verfahren verändert wurden. Diese Veränderungen sind mit traditioneller Züchtung nicht zu erreichen, erscheinen aber aus wirtschaftlicher und/ oder gesellschaftspolitischer Sicht sinnvoll.

Da diese Voraussetzungen aus Sicht des Naturschutzes bisher nicht erfüllt waren, hat das Bundesamt für Naturschutz eine Forschergruppe an der TU Berlin mit zwei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben beauftragt, um eine Schadensdefinition und ein Bewertungsverfahren zu erarbeiten.

Im Ergebnis liegt ein transparentes und so weit wie möglich standardisiertes Bewertungsverfahren vor, das in Zukunft bei verschiedenen gentechnikrechtlichen und naturschutzrechtlichen Vollzugsaufgaben eingesetzt werden kann. Es wird dazu beitragen, gentechnikrechtliche Bewertungen der Umweltwirkungen von GVO um wichtige naturschutzfachliche Aspekte zu ergänzen. Hierzu zählen insbesondere ei-ne konsequente Differenzierung der Bedeutung von Schutzgütern und eine systematische Beachtung räumlich konkreter Naturschutzzielsetzungen, wie sie beispielsweise in Schutzgebietsverordnungen festgelegt werden.

Schutzgüter sind die menschliche Gesundheit und eine näher zu bestimmende Umwelt. Umstritten ist dabei die konkrete Definition der unter Schutz zu stellenden Naturgüter. Das Spektrum erstreckt sich von einer Ausweitung dieses Status auf die gesamte Umwelt, einschließlich Agrarflächen und anderer anthropogen geprägter Ökosysteme (beinhaltet u. a. Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen, Boden, Wasser, Luft/ Klima) bis zu einer Beschränkung des Schutzgut-Status auf bereits als geschützt ausgewiesene Flächen, Pflanzen- und Tierarten (z. B. Natura2000-Gebiete, Rote Liste-Arten).

Ein ökologischer Schaden (verursacht durch GVO oder deren Verwendung im Freiland) liegt vor, wenn ein Schutzgut erheblich beeinträchtigt ist.
Beeinträchtigung können sich ergeben hinsichtlich:
- des Wertes seiner Bestandteile oder in seiner Gesamtheit,
- seines Wertes als Bestandteil eines ökologischen Gefüges,
- der nachhaltigen Nutzungsfähigkeit des Schutzgutes oder des mit ihm verbundenen Wirkungsgefüges.

Im Haupttext werden alle Verfahrensschritte ausführlich hergeleitet, beschrieben und begründet. Zusätzlich liegt dem Band eine CD-ROM bei mit einem Leitfaden, der in knapper Form den Gesamtablauf und alle Einzelschritte des Bewertungsverfahrens zusammenfasst.

Für eine Freisetzung von GVO ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zuständig. Es trifft eine Entscheidung im Benehmen mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Robert-Koch-Institut (RKI). Auch die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS), die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) und zuständige Behörden des betroffenen Bundeslandes können eine Stellungnahme abgeben.

Das vorliegende Fachbuch führt zu zwei wesentlichen Erkenntnissen aus den vorgestellten Bewertungsverfahren für Umweltauswirkungen von GVO-Anbau.
Es wird vor allem die Bandbreite erheblicher Beeinträchtigungen aufgezeigt. Durch eine Quantifizierung des Schadensausmaßes wird der größte tatsächliche Schaden (bzw. Schadenspotential) sichtbar gemacht. (1)

Um sich dem Thema des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen in der Landschaft anzunähern, dessen Risiken objektiver einschätzen zu können oder sich mit dem Verfahren zur Bewertung von Schäden auseinanderzusetzen, eignet sich dieses Werk hervorragend. Besonders anwenderfreundlich ist das Werk dank der beiliegenden CD-ROM.

Dipl.-Agraring. Ulrich Klausnitzer

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Die Schrift kann über den BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltpup, Ihren Buchhändler oder den Internetbuchhandel bezogen werden.

Das Buch kostet 22,00 EUR. Bei Internetbestellungen lohnt der Vergleich der Versandkosten!

(1) Textbausteine aus der Ankündigung des BfN-Schriftenvertrieb sind integriert.